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30 Personen entdeckten den Kalsmunt mit der DIG Mittelhessen e.V.

Rund 30 Personen aus der Region haben sich am Sonntag, 13. November 2022, für eine archäologische Kurzwanderung am Kalsmunt in Wetzlar getroffen. Organisiert wurde das Treffen von der Deutsch-Italienischen Gesellschaft Mittelhessen e.V., die unter ihren Mitgliedern engagierte, kundige Menschen in verschiedenen Bereichen zählt. Die 1. Vorsitzende Rita Schneider-Cartocci begrüßte die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Parkplatz am Kalsmunt, bevor DIG-Mitglied Hans Steinbach die Führung übernahm. Steinbach ist ebenfalls Mitglied vom Wetzlarer Geschichtsverein e.V. und beschäftigt sich mit der Geschichte des Kalsmunts seit vielen Jahren, so konnte er mit Leidenschaft seine Kenntnisse mit der DIG-Gruppe teilen.

„Der Grundsatz jeder Betrachtung der Vergangenheit muss lauten: Es war alles anders als heute, sogar anders als man heute nachvollziehen kann“, zitierte Steinbach den Rechtshistoriker Wolfgang Schild aus dessen „Alten Gerichtsbarkeit“ und gab den Teilnehmenden den Satz als Motto mit, um sich den Ausgrabungen, die sie sehen würden, am besten anzunähern. Während der Führung konnten die Besucher viel über den Kalsmunt erfahren und dabei einen angenehmen Herbstspaziergang beim schönen Wetter genießen.

Steinbach informierte über historische Begebenheiten, Ausgrabungen, Baudetails und Mythen, die über die Reichsburg Kalsmunt kursieren. Viele Fragen über den Ort wurden noch nicht geklärt, vor allem die Herkunft des Namens: Es gab verschiedene Hypothesen, wie Berg von Karl des Großen oder kahlem Berg oder kalte Schmiede, aber keine ist fundiert und der Burgname bleibt heute noch geheimnisvoll. Der Kalsmunt war eine Reichsburg, die in der Zeit Friedrichs Barbarossa errichtet wurde. Bis 1600 wohnten Burgmannenfamilien hier, danach war die Geschichte der Burg am Ende. Also handelt es sich nicht um römische Ruinen, wie vermutet worden war.

Neben dem Tor und den Mauerresten, die zu sehen sind, zeigte Steinbach die Ausgrabung der Kapelle, die mit dem spannenden Fund eines weiblichen Skelettes verbunden ist. Weitere drei Skelette wurden beim Tor gefunden, eins davon mit hinter dem Rücken gefesselten Händen. Das ließ sich mit dem Mythos von Tile Kolup anknüpfen. Diese Wetzlarer Figur soll ein Wiedergänger von Kaiser Friedrich II. gewesen sein, der mit drei Gesellen unterwegs war. Ob die drei Skelette von ihnen seien?

Die Gruppe durfte auch in den Turm hinein und hoch auf die Terrasse gehen. Auch hier lieferte Steinbach wissenswerte Informationen. Der Turm besteht aus Buckelquadern aus heimischen Schalstein. Erst 1836 wurde der jetzige Eingang durch Paul Wiegand gebrochen. Die Funktion des Turms kann man nur vermuten. Er war kein Wohnraum, aber er kann auch keine militärische Schutzfunktion gehabt haben, weil die Schießscharten zu klein sind. Der Fund von Skeletten im Turm ließ an Gefangene denken, die dort eingeschlossen wurden, aber das ist ein weiterer Mythos, da man damals für Gefangene Erlösungsgeld verlangte. Es ist plausibel, dass es sich um einen Signalturm handelt, aus dem die Wächter dank der breiten Sicht den Soldaten auf dem Feld Signale über die Position der Feinde geben konnten. Während des Zweiten Weltkriegs wurde ein Flugabwehrgeschütz oben auf den Turm gestellt, das aber nicht geholfen hat, weil die Flieger zu hoch flogen.

Auf der Terrasse angekommen, erwartete die Besucher ein wunderschönes Panorama. Dank des klaren, sonnigen Tages konnte man Richtung Waldgirmes und Braunfels deutlich bis zum Horizont sehen und noch weitere Türme in der Ferne erblicken. Man konnte auch das heutige Wetzlar mit einer Abbildung vom 17. Jahrhundert vergleichen.

Die sehr erfolgreiche archäologische Besichtigung wurde mit einem kleinen Aperitif-Picknick auf der Terrasse abgeschlossen. Steinbachs Ehefrau Doris Löw, ebenfalls langjähriges engagierteres DIG-Vorstandsmitglied, versorgte die DIG-Gruppe mit Rotwein, Wasser, Orangensaft und einer leckeren selbstgebackenen Focaccia.

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