Letztes Jahr eröffnete der Förderverein Römisches Forum Waldgirmes e.V. ein neues Besucherzentrum direkt an dem Ausgrabungsgelände, wo Fundstücke, Repliken und Informationstafeln ausgestellt werden, die umfangreiche Bibliothek des Vereins zur Verfügung steht und die Besucher eine Kopie in 3D-Druck des berühmten Pferdekopfs betrachten können.
Die Deutsch-Italienische Gesellschaft Mittelhessen e.V., die mit dem Römerforum in der Vergangenheit mehrmals zusammengearbeitet hat, wollte mit ihren Mitgliedern und Freunden das neue Besucherzentrum besichtigen. Am Sonntag, 12. November 2012, versammelten sich über 30 Personen in den Räumlichkeiten und wurden von der 1. Vorsitzenden der DIG Mittelhessen e.V. Rita Schneider-Cartocci begrüßt. Schneider-Cartocci wies auf die vergangenen Tätigkeiten in Zusammenarbeit mit dem Römerforum hin, wie Koch- und Schmuckseminare. Tamara Barnusch vom Förderverein Römisches Forum Waldgirmes e.V. bot den Besuchern ein Glas Würzwein „Mulsum“ an und informierte sie lebhaft und ausführlich über die Ausgrabungen.
Barnusch selbst nahm an den Ausgrabungen teil und konnte mit ihrer Begeisterung das Publikum anstecken. Sie präsentierte auch anhand von Bildern, die sich die Gäste anschauen konnten, die wichtigsten Fundstücke von Waldgirmes, die beweisen, dass dort eine römische Stadt entstanden war. Töpferei, Münzen, Werkzeuge, Kleidung, Schmuck sowie die Struktur der Siedlung bestätigen, dass die Anlage für eine zivile Nutzung bestimmt war und dass hier eher wohlhabende Menschen lebten. Auf einem Plan zeigte Barnusch kanalisierte Straßen, die damalige Shoppingmeile und das imposante, 8 Meter hohe Forum – eine Machtdemonstration der Römer. Die Sensation bei den Ausgrabungen war auch die Entdeckung von Atriumhäusern, die typisch für das Mittelmeergebiet sind. Die Archäologen vermuten, dass die Verwalter der Siedlung sie hatten bauen lassen, um ein bisschen Luxus in der Provinz am Rande des Imperiums zu genießen. Obwohl Germanien von den Römern für ein ungemütliches Land gehalten wurde, befand sich diese Gegend in einer topographisch perfekten Lage, da sie durch die Lahn gut verbunden war und einen fruchtbaren Boden hatte. Als die Siedlung unter Tiberius ausgeräumt wurde, wurde alles zerstört und verbrannt, um keine Spuren zu hinterlassen.
Natürlich erzählte Barnusch auch vom berühmten Pferdekopf, dessen 3D-Kopie in einer Vitrine hinter ihr die ganze Zeit zu sehen war. Sie war auch persönlich dabei, als er im Brunnen gefunden wurde, und konnte die Spannung und Aufregung des Moments übermitteln. Die Ritterstatue, von der Fragmente ausgegraben wurden, konnte nur eine Darstellung des Kaisers Augustus sein: Das Pferdekopf ist mit mythologischen Symbolen dekoriert, die nur der Kaiser tragen durfte.
Die anderthalbstündige Präsentation fesselte die Zuhörer, die sich auch aktiv mit Fragen und Anmerkungen beteiligten. Am Ende konnten die Besucher noch die Exponate betrachten oder das Gelände draußen erkunden.
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